Das Seelenkind

Ich habe Gott verlassen gehabt. So wurde ich einsam und traurig.
Doch er war immer da, gab mir hier einen kleinen Wink, dort einen kleinen Hinweis. Wenn ich nicht mehr weiter konnte, schickte er mir einen -oder gleich mehr Menschen- der mich fest an die Hand nahm und ein Stück mit mir ging, bis ich wieder selber konnte. So sanft und zurückhaltend, dass ich oft nichts davon merkte, außer dass ich wieder lebensbejahend und glücklich wurde, schaffen wollte und Freude hatte.

Warum? Weil ich wieder so lebte, wie es mir entsprach. Wenn man etwas tut, wo man fühlt, dass es einem nicht würdig ist, fühlt man sich als Kind Gottes, das ja ganz innen drinnen ist, aufgehalten und wird unzufrieden. Dieses Kind spricht dann zu dir "Da stimmt was nicht! Unternimm doch was!" Es klopft zuerst leise an, dann immer lauter und beginnt ungeduldig am Seelenfaden zu zupfen - das heißt es verändern sich größere oder auch nur kleine Dinge im Leben, die ausdrücken sollen, wie das kleine Gotteskind sich fühlt. Oft merkt man davon nichts, bis die Gesundheitsseite angezupft wird; dann wird's richtig ungemütlich.

Manche Menschen haben aber den Hang, gerne die Verantwortung auf andere zu übertragen, am besten auf die, die möglichst weit weg sind, also jene, auf die sie keinen Einfluss ausüben. Also auf den Arzt oft, gemütlicher noch, da vermeitlich noch weiter weg und dazu noch "unsichtbar": Gott. Typischer Ausspruch: "Ach wie arg hat mich Gott bestraft". In gewisser Weise ist dieser Spruch schon erleichternd und befreiend...-schließlich hat man so mit der Sache nichts am Hut. Irgendwo -wenn überhaupt- sitzt Gott und zieht an seinen Fäden, lehnt sich zurück und genießt "Sein Puppenspiel".

Bequem, nicht? So ist alles im Kasperlstil schnell erklärt - nur hilft es nicht wirklich und das Seelenkind, das dir ja schließlich keine Ohrfeige verpassen kann, um dich endlich von der Illusion zu lösen, zupft munter weiter, in der Hoffnung, dass du doch mal mehr Verantwortung trägst im großen Spiel des Lebens und der Freude.

"Jetzt mach doch was!" Immer ungeduldiger zupft es an dem Seelenfaden herum und wenn man in diesem Leben keine Möglichkeit mehr hat, das Ziel, das man sich gestellt hat als inkarnierte Seele zu erreichen, kann es sogar sein, dass er reißt. Dann heißt es Abschied nehmen von Mutter Erde und "Auf ein Neues". Aber so weit kommt es meistens nicht, wenn wir einsehen, dass wir doch die Fäden mit unserem freien Willen selbst in der Hand halten, welchen Gott uns geschenkt hat, und den er niemals anrühren wird.

Wir sollen ganz aus freien Stücken zu Ihm zurückkehren. Gott hat ja alles, schießlich ist er der große Baumeister der gesamten Schöpfung. Das einzige, was er nicht hat, ist unsere Liebe. Und diese wünscht er sich und freut sich, wenn wir sie Ihm aus freien Stücken geben, wie Er uns sie jeden Tag schenkt.

Michael Gasperl
2003-02-24