Gott in Bakterien?
Der Widerwille gegen die Evolutionstheorie ist so alt wie diese selbst. Der einst stolz über den Zusammenhängen der Natur platzierte Mensch geriet durch die epochemachende Theorie von Charles Darwin (1809 - 1882) mitten hinein in die Umtriebe animalischer Rohheit. Nicht mehr das verklärt dargestellte Paar Adam und Eva galten von nun an als die Altvorderen der Menschheit, sondern sich geschickt von Baum zu Baum schwingende Affen. Ein Sturm des Entsetzens brach über den Forscher herein. Schmähungen und Spott ergossen sich aus Kreisen, die den Menschen als kreatürliche Schaffung Gottes begriffen.
Raum für Interpretationen
Doch wer glaubt, dass sich der Riss zwischen Religion und Naturwissenschaft im neuen Jahrtausend endgültig geschlossen hat, der wird durch ein ausführliches Feature der »San Francisco's news and arts weekly« eines besseren belehrt. Auch der Stand gegenwärtiger Forschung lässt Raum für Interpretationen. So jedenfalls sieht es Dr. Carlos Bustamante, seines Zeichens Laborleiter an der Universität Berkeley und Vorgesetzter von Jed Macosko. Macosko befindet sich auf der Suche nach Gott. Er sucht sein göttliches Wirken allerdings nicht in kosmischen Weiten oder transzendenten Tiefen. Er sucht Gott in einen Escherichia-coli-Bakterium. Das mag auf den ersten Blick verwunderlich erscheinen, doch die Argumente Macaskos können sich sehen lassen.
Komplexe Struktur auf Mikroebene
Wie die Online-Ausgabe der »SF Weekly« berichtet, glaubt der hochbegabte Mikrobiologe in Bakterien feinste Strukturen zu erkennen, die das Wirken eines »intelligenten Designers« erfordern. Denn, so der Forscher, auf mikrobiologischer Ebene befindet sich eine solche Komplexität, dass diese nicht mehr durch Darwins Evolutionstheorie erklärt werden kann. Darwin tauge für die Ausdifferenzierung der einzelnen Spezies, auf mikrobiologischer Ebene allerdings versage er. Auf mikrobiologischer Ebene fänden sich Strukturen von »irreduzibler Komplexität«.
Irreduzibilitätsthese
Michael J. Behe, der Schöpfer der Irreduzibilitätsthese, erklärt diese wie folgt: Irreduzible Komplexität besteht aus zwei Komponenten. 1.) In einem irreduzibel komplexen System muss jedes Bestandteil innerhalb der Ordnung des Systems arbeiten. Nehme ich auch nur ein einziges Baustück heraus, kollabiert das komplette System. 2.) Außerhalb eines irreduzibel komplexen Systems machen die Funktionen seiner Bestandteile keinerlei Sinn. Auf Behe geht das Beispiel der Mausfalle zurück. Wir haben ihre Komponenten klar und deutlich vor uns: Spannfeder, Tritt, Auslöser etc. Entfernen wir auch nur eine einzige Komponente, funktioniert die komplette Falle nicht mehr. Behes Schluss: Nur intelligentes Design kann für ein solches Zusammenspiel verantwortlich sein. Genau hier setzt nun Macoska an wenn er behauptet, dass die Struktur von RNA-Polymerase innerhalb der Bakterien ein solches komplexes System darstellt. »Nehmen Sie nur ein paar Aminosäuren aus der Kette weg - schon kollabiert die komplette Funktionalität des Enzyms.« Und das, so der Wissenschaftler, »öffnet den Raum für die Möglichkeit, dass es Gottes Hand ist, die den Prozess ordnet.«
Quelle: http://www.freenet.de/freenet/wissenschaft
Näheres zu "Escherichia-coli"
Escherichia coli, auch Kolibakterium (lateinisch colum: Dickdarm), ist die wichtigste Art ihrer Gattung, sie wurde nach dem Kinderarzt Theodor Escherich (1857-1911) benannt. Escherichia coli zählt heute zu den bestuntersuchten Lebewesen überhaupt, insbesondere innerhalb der Genetik. Bei 37 °C verdoppeln sich Kolibakterien alle 20 Minuten (siehe mikrobielles Wachstum). Harnwegsinfektionen werden meist durch Escherichia coli verursacht, enterotoxische Escherichia coli (ETEC) können choleraähnliche Durchfälle verursachen oder die oft „Montezumas Rache" genannte, in südlichen Ländern auftretende Reisediarrhöe. In Einzelfällen sehr gefährlich (insbesondere bei Kindern unter fünf Jahren) sind EHEC: durch fäkal kontaminiertes Fleisch oder kontaminierte Milch von Rindern übertragene enterohämorrhagische Escherichia coli, die schlimmstenfalls Nierenversagen verursachen. Der nach einem Kapsel-Antigen benannte Kolityp K 1 ist vor allem verantwortlich für septische Krankheitsbilder und Hirnhautentzündungen bei Säuglingen. Nach einer 1993 publizierten Studie ist Escherichia coli häufigster Erreger von Septikämien. Escherichia coli lässt sich auch im Boden nachweisen und gilt als wichtigster Indikator für fäkale Verunreinigungen von Wasser. Neuerdings hat man weitere Escherichia-Arten beschrieben. Durch Untersuchungen an Koli-K-12-Stämmen wurden grundlegende Erkenntnisse der Biochemie und Genetik gewonnen. In der Gentechnik werden fast nur solche Stämme eingesetzt; sie besitzen keine (die Menschenpathogenität bedingende) Polysaccharid-Kapsel und haben so eine geringe Gefahrenstufe im Sinn der biologischen Sicherheit.
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