Sie sind hier:  >> Der Mensch  >> Spiritualität  >> Geschichten 


Geschichten

Bleibende Spuren

Einst war einmal ein Junge, der sich schwer beherrschen konnte. Sein Vater gab ihm einen Beutel voll mit Nägeln und bat ihn, jedes Mal dann einen Nagel in den Gartenzaun zu schlagen, wenn er seine Geduld verlor oder mit jemandem in Streit geraten war.
Am ersten Tag schlug der Junge 37 Nägel in den Gartenzaun. In den folgenden Wochen lernte der Junge, sich zu beherrschen und die Zahl der Nägel, die er in den Zaun schlug, wurde immer geringer. Der Junge merkte, dass es einfacher war, sich zu beherrschen, als Nägel in den Zaun zu hämmern.

Schließlich kam der Tag, an dem der Junge keinen Nagel in den Gartenzaun schlug. Er ging zu seinem Vater und erklärte ihm, dass er heute keinen Nagel in den Gartenzaun geschlagen habe. Da sagte sein Vater zu ihm, er solle jeden Tag, an dem er sein Temperament unter Kontrolle halten könne, wieder einen Nagel aus dem Zaun entfernen.

Viele Tage vergingen, bis der Junge seinem Vater erzählen konnte, dass er alle Nägel aus dem Zaun gezogen habe. Der Vater nahm seinen Sohn an der Hand und führte ihn zum Zaun. Er sagte;" Du hast gut getan, mein Sohn, aber aber schau, wie viele Löcher du in dem Zaun hinterlassen hast. Er wird nie mehr der gleiche wie vorher sein.
Jedes Mal, wenn du Streit mit jemandem hast und ihn beleidigst, bleiben Wunden wie diese Löcher im Zaun. Wenn du jemanden mit einem Messer stichst und es wieder herausziehst, bleibt eine Wunde. Ganz egal, wie oft du dich entschuldigst, die Wunde wird bleiben. Eine Wunde, die du durch Worte erzeugst, tut genauso weh, wie eine körperliche Wunde ..."
Verfasser unbekannt

 

Belladonna

Oder ""Über müßige Gedanken"

Der Schüler sagte zum Meister:
"Ich habe den größten Teil des Tages damit verbracht, über Dinge nachzudenken, über die ich nicht nachdenken sollte, mir Dinge zu wünschen, die ich mir nicht wünschen sollte, Pläne zu schmieden, die ich nicht schmieden sollte."
Der Meister lud den Schüler ein, ihn auf einen Spaziergang im Wald hinter seinem Haus zu begleiten. Er zeigte auf eine Pflanze am Wegrand und fragte den Schüler, was für eine Pflanze das sei.
" Belladonna", sagte der Schüler. "Sie tötet jeden, der ihre Blätter isst."
" Aber sie kann niemanden töten, der sie einfach nur ansieht", sagte der Meister "Ebensowenig können verwerfliche Wünsche dem etwas anhaben, der sich nicht von ihnen verführen lässt."
Auszug aus den Buch "Der Wanderer" von Paolo Coelho.